Samstag, 8. Januar 2011

Das Riot Grrrl-ABC: H wie Huggy Bear

Photo aus dem Guardian
Ja, die Riot Grrrl-Bewegung findet vorrangig in den USA und da vor allem in Washington statt. Aber eben nicht nur! Huggy Bear aus London sind da so ein europäisches Beispiel. Die "boy/girl revolutionaries" gründen sich 1991. Im Line-Up sind drei Mädels, zwei Jungs (Chris Rowley, Jo Johnson, Jon Slade, Niki Elliot und Karen Hill) und fünf Instrumente (Klavier, Drums, Gitarren Bass und Trompete).

Die ersten Berührpunkte mit der Riot Grrrl-Szene in Olympia bringt Everett True (eigentlich Jerry Thackray), ein Freund der Band, der für die Zeitschrift Melody Maker arbeitet und regelmäßig über den großen Teich fliegt und Zines und Kassetten mit nach England bringt. Alles, was Huggy Bear vom Riot Grrrl-Movement mitbekommen, gefällt ihnen: die Musik, die Genderhinterfragung, die Ästhetik...



Das Verhältnis der Band zur Presse ist ambivalent. Einerseits wären sie ohne den Journalisten Everett True wohl nicht so fix an Kontakte zur Szene gekommen. Andrerseits nervt es sie, dass es keine unabhängigen Szene-Medien gibt, sondern praktisch nur den NME und den Melody Maker. Sie unterstützen die DIY-Kultur. Die ursprüngliche Indie-Szene in Großbritannien ist tot und damit unterscheidet sich die Situation in England stark von der in den USA.

In einem  retrospektiven Interview mit der Journalistin Amy Raphael sagen sie: "Our situation was different to the one the American Riot Grrrls were responding to. The underground in London had deteriorated totally, there wasn't really much of an alternative...'indie' just became an abstract term for a style of music, not ideas or values, 'cause they were all signing to major labels. The notion of selling out wasn't important. Punk rock wasn't iugmportant. Fanzines were seen as a sad joke, so we had to explain stuff that might have been obvious to American kids but was alien to young British kids. The reasons for being independent were snorted at. (In: Grrrls: Viva Rock Divas, 1996).


Die erste Huggy Bear-EP erscheint 1992. Zu dieser Zeit entsteht auch ein enger Kontakt zu Bikini Kill, damals noch vor allem via Post. Bevor die beiden Bands eine Split-LP rausbringen, erscheint die dritte EP von Huggy Bear. Her Jazz ist sieben Wochen lang in  den Top Ten der Indie Charts vom Melody Maker.

Kurz darauf erscheint die Split-LP mit Bikini Kill: Our Troubled Youth (Huggy Bear) / YEAH YEAH YEAH YEAH (Bikini Kill) und sie gehen gemeinsam auf Tour. Beide Bands freuen sich aufeinander. und spielen zwei Wochen lang unter dem Motto Girls Up Front.


Noch vor der Tour, am 12. Februar 1993 treten Huggy Bear bei der englischen Musikshow "The Word" auf (Das Video ist unten eingebettet). Nach ihrem Set bringen die TV-Leute einen Beitrag über zwei amerikanische Playboy-Models, die Barbi Twins. Das macht die Band und deren Fans so sauer, dass sie anfangen den Moderator zu beschimpfen. "They  edged up to the fake-living room stage where the boyish blond host, Terry Christian, was preparing to move things along. When the Barbi Twins segment was finished, Jo shouted - loud enough to be heard by over a million viewers across Britain - "So, Terry, you think all fucking women are shit, do you?"" (Zitiert nach Sara Marcus: Girls To The Front. The True Story Of The Riot Grrrl Revolution (2010): 263).  Die Situation eskaliert. Angeblich soll auch eines der Band Mitglieder ins Gesicht eines Mitarbeites gebissen haben. Die Band wird schließlich rausgeschmissen. 


Beim allerletzten Release ist Jon schließlich nicht mehr dabei.

Und beim nächsten Mal im Riot Grrrl-ABC: I wie I'm So Fucking Beautiful.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen