Montag, 13. Juni 2011

The Art of Pop Video in Köln

Kaum geht MTV in Deutschland off-air sind Musikvideos schon ein Fall für das Museum. Das ist natürlich Quatsch. Musikvideos haben schon längst Einzug in die Welt der Museen gehalten. Und warum auch nicht? Genug Innovatives gibt es da ja allemal.

Im Kölner Museum für Angewandte Kunst (MAKK) ist noch bis zum 2. Juli die Ausstellung The Art of Pop Video zu sehen. Auf vier Etagen ist dort einiges zu sehen, was auf MTV und Co. für Furore gesorgt hat. Auch Videos aus der Pre- und der Post-MTV-Zeit sind zu sehen. 

Eigentlich funktioniert die Ausstellung (fast) immer gleich. Ein Fernseher und zwei Kopfhörer pro Video. Manchmal wird der Fernseher durch einen Beamer ersetzt und die Kopfhörer durch Boxen. Manchmal sind die Videos in Schleifen geschaltet. Besonderheiten, wie dem 3D-Björk-Video zu "Wanderlust" werden in eigenen Räumen gezeigt. 

Die Masse der Videos ist räumlich eigentlich kaum zu bewältigen. Es ist dann auch ein bisschen nervig, dass man den anderen Museumsbesucher_innen zwischendurch fast auf den Füßen steht. Nett auch, wenn man neben einem Typen steht, der seiner Freundin 2cm Luftlinie vom eigenen Po entfernt am Po rumgrabscht. 

Zeitlich ist die Masse der Videos übrigens auch kaum zu bewältigen. Es sei denn, man hat sehr, sehr viel Zeit. Auch mit weniger Zeit lassen sich die Entwicklungen, die Musikvideos so in den letzten 85 (!) Jahren gemacht haben nachverfolgen. Von "Emak Bakia" (Man Ray, 1926) bishin zu "The Wilderness Downtown" (Arcade Fire, Regie: Chris Milk, 2010) ist es eben ein langer Weg. 

Thematische Überschneidungen machen die Nachbarschaften der Videos deutlich. Wenn die Menschmaschinen von Kraftwerk mit ihrem Video zu "Roboter" in der Nähe von Björks "All Is Full Of Love" aufgebaut sind, erklärt sich das eigentlich von selbst. Genauso, wenn das Wir Sind Helden Video zu "Nur ein Wort" neben Bob Dylans "Subterranean Homesick Blues" präsentiert wird. Zitate und Intertexte sind da überdeutlich. 

An einigen Stellen ist die Innovtation, oder vielmehr die Intention der Ausstellungsmacherinnen allerdings nicht so deutlich. Warum etwa hängt das Amy Winehouse Video zu "Tears Dry On Their Own" in der Ausstellung? Nur, weil David LaChapelle Regie geführt hat? Da hätte es sicher noch andere Beispiele gegeben, die auch in die Downtown-Thematik dieses Teils der Ausstellung gepasst hätten. Manchmal fehlen eben die Erklärungen. Wer nicht von vornherein ein Wissen im Bereich Musikvideos oder aber den Ausstellungskatalog hat, bleibt weitestgehend im Dunkeln. 

Trotzdem macht die Ausstellung Spaß. Und auch ohne Input abseits der Videos werden Intertexte aufgezeigt, über die man sich sonst vielleicht gar keine Gedanken machen würde. Dazu kommt eine gewisse Nostalgie beim Betrachten der Videos, die man abgefeiert hat, als MTV und VIVA (II) noch für alle verfügbar war. Und die eine oder andere Neuentdeckung bleibt auch nicht außen vor. 

Ich fand das Yo La Tengo Video zu "Sugarcubes" unheimlich witzig. Meine Schwester hat sich vor allem über "Drop (Do It Again)" von Cornelius gefreut. Ich bette die Videos beide mal ein. Allein die beiden zeigen schon, wie groß die Range an Musik und visueller Umsetzung in The Art of Pop Video ist.

Die Ausstellung wird übrigens von einem informativen und gut bebilderten Katalog und einer DVD begleitet.



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