Montag, 9. April 2012

Ich glotz' TV: Nichts ist modern an "Modern Family"

Auch, wenn man das denken mag - eigentlich ist es gar nicht immer das Gleiche, was wir in Sachen Serien so im TV geboten bekommen. Neue Formate fallen zwischen den Endlosschleifen der Simpsons, von How I Met Your Mother und Two and a Half Men bloß kaum auf. Wer auf dem Laufenden bleiben will, ist im deutschen TV eigentlich aufgeschmissen.

Umso mehr freut es mich, wenn es dann doch mal neue(re) Formate in die Sendepläne schaffen - wie zum Beispiel die erste Staffel Game of Thrones vor ein paar Wochen auf RTL2 (Ja, die Übersetzung ließ zu Wünschen übrig und dass schon der Prolog geschnitten war - eher unglücklich!). In so neuen Sendeformaten findet man dann hin und wieder auch Figuren, die sich jenseits von Stereotypen und Rollenerwartungen entwickeln können - siehe etwa die Rolle der Arya Stark in GoT

Und als ich neulich auf RTL über die Serie Modern Family gestolpert bin, habe ich gehofft, eben auch solche grenzverschiebenden Figuren zu finden. Der Titel der von Fox produzierten Serie ließ das jedenfalls hoffen. Und auch der Aufbau der Familien klang vielversprechend: eine interkulturelle Beziehung, ein homosexuelles Paar mit Kinderwunsch und eine "klassische" Familie, in der aber die Frau die Hosen anzuhaben scheint.

Beim Schauen von Modern Family wird man aber schnell eines Besseren belehrt. Die interkulturelle Beziehung zwischen Jay und Gloria ist geprägt von kleineren und größeren Rassimen. Und Claire hat zwar in ihrer Beziehung zu Phil verbal die Hosen an, allerdings ist die Rollenaufteilung klassisch. Claire wird häufig in Hausarbeitsposen präsentiert, während Phil stattdessen ein Rad für den gemeinsamen Sohn kauft, oder mit Spielzeugpistolen schießt und nie müde wird, von seinem tollen Job als Immobilienmakler zu schwärmen. Eine gemeinschaftliche Erziehung fordert Claire mehr oder weniger vergebens ein.

Die Hoffnung stirbt zuletzt: Da ist ja noch das schwule Pärchen Mitchell und Cameron. Die Figuren zeigen, dass auch eine Familie mit homosexuellem Elternpaar eine (moderne) Familie ist. Sie erliegen allerdings ungefähr jedem Schwulenklischee, an das man so denken kann. Die Methode, das dann auch noch zu leugnen, etwa um einen Krabbelgruppenplatz für Adoptivtochter Lily zu ergattern, scheitert.

Rassistische kleine Witzchen, eine Frau, die zwar "Herr im Haus" ist und trotzdem die Hausarbeit weitestgehend allein zu erledigen scheint und ein paar Pointen auf Kosten der dicken, schwulen Diva - das braucht es aus Sicht von Fox wohl, um moderne Familien darzustellen. 

Ich will gar nicht leugnen, dass auch ich an der einen oder anderen Stelle gelacht habe. Allerdings wäre es doch wünschenswert, neue Rollenangebote für Mann, Frau und alle dazwischen jenseits von altbekannten Klischees zu präsentieren. Grad in Form von TV-Serien sind der Phantasie da doch keine Grenzen gesetzt.

Dem Wunsch nach Modernität wird Modern Family jedenfalls nicht gerecht. 




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